Architekturpreis Energie: Fachwerkhaus in Neustadt

Dass man bei Neubauten und Sanierungen mitunter große Herausforderungen zu bewältigen hat, zeigt die nun vorgestellte Fachwerkhaussanierung in Neustadt an der Weinstraße im Rahmen des Architekturpreises Energie.

Auf neuer Basis - Ein Fachwerkhaus in Neustadt wird saniert

Ausstellung Architekturpreis Energie

Die Ausstellung Architekturpreis Energie der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz bietet Ihnen ein breites Spektrum an bemerkenswerten Neubauten und Sanierungen. Dass man dabei mitunter große Herausforderungen zu bewältigen hat, zeigt die nun vorgestellte Fachwerkhaussanierung in Neustadt an der Weinstraße. Für die erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte ist das Engagement qualifizierter Fachkräfte sinnvoll ebenso wie die Gewinnung von Fördermitteln. „Wer Vorbildliches leisten will, sollte dabei auch unterstützt werden.
"Informieren Sie sich im Vorhinein über mögliche finanzielle Hilfen für Ihr Projekt“, betont daher auch Haßlochs Umweltdezernent Dieter Schuhmacher.

Als sich die Bauherren entschieden, das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Neustadt zu sanieren, da stand es bereits seit Jahrzehnten leer und drohte einzustürzen (Abbildung 1). Die Bauherren wünschten sich eine fachgerechte Sanierung, die zudem einen hohen Energiestandard erreicht und gleichzeitig kostengünstig ist. Ohne Förderzuschüsse aus der Denkmalpflege wäre dies nicht zu realisieren gewesen, und auch nicht ohne die enge Zusammenarbeit aller beteiligter Fachleute, vom Architekten über die Denkmalpflege, den Statiker und einen Holzschadensgutachter, bis zu den Handwerkern.

Das Hauptproblem offenbarte eine vor allen anderen Maßnahmen durchgeführte umfassende Schadensanalyse: Im Laufe der Zeit war das Straßenniveau bis über die Schwelle des Hauses hinaus angehoben worden. Dies hatte zur Folge, dass die bodennahen Hölzer nicht mehr abtrocknen konnten und verfaulten. So entstand die Idee, das gesamte Gebäude anzuheben und auf einen kleinen, neuen Sockel zu stellen. Auf diese Weise konnten auch das verformte Obergeschoss neu ausgerichtet, die Raumhöhe im Erdgeschoss leicht erhöht und das gesamte Haus zum Erdreich hin vor Feuchtigkeit geschützt und wärmetechnisch gedämmt werden.


Abbildung 1: 2006 einsturzgefährdet und unbewohnbar war das aus dem 18. Jahrhundert stammende
Fachwerkhaus in Neustadt. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde das Haus unter anderem
angehoben. Denn über die Jahrhunderte war die Sockelschwelle im erhöhten Straßenniveau verschwunden. Foto:
Uwe Welz, Kaiserslautern

Doch bevor es eine neue Basis bekam, musste das Haus zunächst das Schweben lernen:
Hydraulische Schwerlastheber hoben es vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, um insgesamt 75 Zentimeter
an. So konnten die Fundamente überarbeitet, der Sockel aufgemauert und das geschädigte untere Fachwerk gesundgeschnitten und mit zweitverwandtem Eichenholz angelängt werden. Anschließend kamen Dach, Fenster und die Sanierung der Innenräume an die Reihe. Auch die Fassade musste gedämmt werden. Von außen war das aus gestalterischen Gründen nicht gewünscht und aus Denkmalschutzgründen nicht möglich, daher wurden im Inneren Schilfrohr- und Holzfasermatten angebracht und mit Lehmputz hohlraumfrei versiegelt. In einer zweiten, zusätzlichen Lehmputzlage ist eine Wandflächenheizung integriert. Diese ist für sehr niedrige Vorlauftemperaturen ausgelegt, so dass der Brennwerteffekt der
Gastherme optimal genutzt und die Heizung später auch mit regenerativen Energien betrieben werden kann.

Gut beraten und gefördert

Für den Erhalt und die Restaurierung von Kulturdenkmälern können Zuschüsse des Landes bei der Landesdenkmalpflege beantragt werden. Voraussetzung sind die denkmalrechtliche Genehmigung und die detaillierte Absprache mit der Denkmalpflege. Auch steuerliche Vergünstigungen sind möglich. Antragsformulare und Auskünfte erhalten Sie bei der Direktion Landesdenkmalpflege in Mainz (www.landesdenkmalpflege.de). Nehmen Sie unbedingt rechtzeitig vor jeder Maßnahme Kontakt zur Landesdenkmalpflege auf.


Die Fakten

Primärenergiebedarf: 118,6 kWh/ m2 im Jahr
Bruttorauminhalt: 690 m3
Wohnfläche: 150 m2
Bruttogeschossfläche: 275 m2
Energieträger: Gas (H), Elektrizität (WW)r
Anforderung gem. EnEV (zur Bauzeit): 34 % Unterschreitung des Normwertes


Abbildung 2: Fachwerkhäuser prägen viele unserer beliebtesten historischen Ortskerne. Doch unter energetischen Gesichtspunkten gelten sie als unattraktiv und problematisch. Wie eine Sanierung dennoch fast auf Neubauniveau möglich ist, zeigt dieses Haus in Neustadt. Foto: Christian Hauss, Haßloch


Baujahr: 2010
Architekten: HAUSS.ROHDE architekten, Haßloch,
Architekt Christian Hauss
Mitarbeiterin: Architektin Karin Kopf

Die Ausstellung Architekturpreis Energie 2013 kann im Foyer des Rathauses zu dessen gewohnten Öffnungszeiten besichtigt werden: Interessierte haben bis zum 26. April die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen.

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